In meiner Arbeit erlebe ich bei meinen Klient:innen sehr häufig den Wunsch nach Verbundenheit bzw. das gefühlte Fehlen tiefer und starker Verbindung.
Dabei sind Nähe, Geborgenheit und ein Gefühl von Gemeinschaft ganz elementare Bedürfnisse jeden Menschens.
Evolutionsbiologisch ist es grundlegend und früher überlebenswichtig, Teil einer Gruppe zu sein.
Dazuzugehören.
Teil zu sein.
Aber warum fühlen wir uns so häufig einsam, nicht zugehörig, vielleicht sogar einsam?
Mögliche Gründe für ein fehlendes Verbundenheitsgefühl
Im Folgenden liest Du ein paar Gründe, die ich im Prozess mit meinen Klient:innen und auch bei mir selbst beobachtet habe.
Wichtig: Diese Gründe können auf Menschen ohne schwerwiegende Traumata oder psychische Erkrankungen zutreffen, müssen es aber auch nicht zwingend.
Ich lade Dich ein, diesen Text ganz offen zu lesen und zu beobachten: Fühlst Du Dich von einem dieser Gründe angesprochen? Erkennst Du Dich in dem ein oder anderen wieder?
(Zu) Wenig Zeit in der Natur
Wir sind Teil der Natur. Immer. Ganz gleich woran wir glauben – wir gehören als Menschen dieser Welt an und sind daher auch ein Teil davon.
Wir können uns nicht isoliert von unserer Umwelt betrachten, denn das sind wir niemals. Damit sind wir auch immer mit der Natur verbunden.
Mir ist es oft schwergefallen, mich daran zu erinnern, als ich noch in einer Großstadt gelebt habe. Diese Verbundenheit kam mir nicht automatisch in den Sinn, wenn ich aus dem Fenster geschaut habe. Ging ich aber in den Park, dann konnte ich diese Verbindung direkt spüren und wahrnehmen.
Seitdem ich aufs Land gezogen bin, werde ich jeden Morgen an diese Verbundenheit mit der Natur erinnert. Wenn ich die Vorhänge zur Seite ziehe oder mit unserer Hündin spazieren gehe, dann bin ich oft überwältigt von dem Gefühl, Teil dieser Schönheit zu sein.
Im Umkehrschluss bedeutet das für mich: Entfernen wir uns von der Natur, kann das zur Folge haben, weniger Verbundenheit in uns selbst zu spüren.
Wie wir uns mit der Natur verbinden und gleichzeitig von ihr lernen können, kannst Du Dir in dieser Podcastfolge anhören.
(Sehr) Viel Zeit online
Ich bin eine große Freundin unserer technischen Errungenschaften. Ich finde es großartig, mit meiner Familie zu facetimen und Dinge online zu bestellen.
Doch gleichzeitig erlebe ich (ausufernde) Online-Zeit als gefährlich. Denn obwohl wir uns theoretisch in jeder Sekunde mit sehr vielen Menschen auf der Welt – unabhängig von Zeit und Raum – in Verbindung setzen können, fühlen sich sehr viele von uns abgeschnitten.
Möglicherweise kennst Du das auch? Du scrollst durch den Feed, siehst all die Leben(sausschnitte) der anderen. Weißt Dinge über Menschen, denen Du nie persönlich begegnet bist. Hast Einblicke in tausende Leben – und fühlst Dich trotzdem einsam.
So geht es zumindest mir, wenn ich zu viel Zeit an meinem Smartphone verbringe.
Je mehr Zeit von uns online “aufgefressen” wird, desto weniger bleibt für Verbindungen, die wir ganz persönlich und echt pflegen können (und wollen).
Seit ich weniger Zeit auf Social Media verbringe, “sehe” ich weniger Menschen. Doch ich fühle mich denen, die ich treffen und mit denen ich spreche, deutlich näher.
Fehlende Sicherheit und fehlendes Vertrauen
Sich wahrhaftig als (wertvoller) Teil einer Gemeinschaft zu fühlen und dementsprechend zu handeln, setzt für mich voraus, dass wir uns so zeigen und verhalten können, wie wir sind.
Und das sind eben nicht nur die schönen und gemütlichen Aspekte unserer Selbst. Dazu gehören Ecken und Kanten, starke und intensive Gefühle. Wut, Trauer, Freude, Euphorie und vielleicht auch eine Portion Verrücktheit.
Wenn wir uns nicht trauen können, uns mit all diesen Facetten zu offenbaren, dann wird es schwierig, uns vollkommen verbunden zu fühlen.
Denn dann bleibt immer die Angst, doch noch ausgestoßen und verlassen zu werden.
Wenn wir anderen und uns selbst nicht vertrauen können, bleiben wir höchstwahrscheinlich auf Distanz.
Gleichzeitig kann es eine so wunderschöne und befreiende Erfahrung sein, wirklich gesehen zu sein – mit allem, was Du bist.
Darum bin ich ein so großer Fan von Frauen- und Ritualkreisen. Denn die sind eine tolle Möglichkeit, um diese Offenheit und das Sich-Zeigen zu üben. Und je mehr wir etwas üben, desto sicherer werden wir auf lange Sicht darin.
Ich kann Dir sagen: Es lohnt sich. Sehr.
Toxische Beziehungen im persönlichen Umfeld
Ein Grund, warum uns in unserem persönlichen Umfeld Sicherheit und Vertrauen fehlen, können toxische Beziehungen sein.
Das sind Beziehungen, die uns im wahrsten Sinne des Wortes vergiften. Sie sind ungesund und schaden dem eigenen Selbstwertgefühl und der persönlichen Entfaltung.
Dieser Artikel beleuchtet mögliche Merkmale von toxischen Beziehungen. Hier geht es um romantische Beziehungen. Doch auch Freundschaften können toxisch sein.
Sind wir über eine lange Zeit in einer toxischen Beziehung jedweder Art gefangen, kann es schwer sein, wirkliche Verbundenheit zu erfahren. Denn dann wissen wir nicht, wie sich tatsächliche und wahrhaftige Verbindung anfühlt.
Wie hast Du Dich beim Lesen dieser Gründe für fehlende Verbundenheit gefühlt? Wie sehr empfindest Du Dich selbst als verbunden? Teile Deine Gedanken gerne mit mir in den Kommentaren!
Fotos: Natural Women Collection, Getty Images